Das Pferd, das ohne Reiter und Zügel über die Hauptstraße von Fort Lincoln schwankte, war offensichtlich betrunken. Zielstrebig inspizierte der Braune im Vorbeigehen einige Mülltonnen, bevor er sie mit lässigem Fußtritt umwarf. ... Gegen Abend suchte er die Kantine der Soldaten auf, die ihr Bier mit ihm teilten, später schlenderte er hinüber zu Messe der Offiziere, um mit ihnen weiter zu trinken, gern auch härtere Sachen. Der Gaul, kein Zweifel, war im Suff. Aber niemand dachte daran, ihm Entzug zu verordnen oder schnöde Dienstgeschäfte wie Patrouillenritte oder Kutschfahrten zuzumuten. Den Braunen zu reiten war verboten; Er galt als Held und führte seit 1878 den Titel eines Zweiten Kommandierenden Offiziers des Forts. Der Name des trinkfreudigen Hengsts war Comanche. Er war der einzige nichtindianische Überlebende der Schlacht am Little Bighorn.
Ulrich Raulff (2016): Das letzte Jahrhundert der Pferde. Geschichte einer Trennung. München. 79.